Forschungsmethoden der Biopsychologie

  • Titel: Forschungsmethoden der Biopsychologie
  • Organisation: UNI KOELN
  • Seitenzahl: 131

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Inhalt

  • Kapitel 5
  • Teil 1
  • Methoden zur Visualisierung des lebenden menschlichen Gehirns
  • Röntgenkontrastdarstellung
  • Kernspintomographie
  • Nichtinvasive (nicht eindringende) Messung psychophysiologischer Aktivität
  • Elektroencephalographie
  • Das von der Kopfhaut abgeleitete EEG (Elektroencephalogramm) ist ein Maß für die Gehirnaktivität. Es wird mit einem EEG-Gerät registriert. Die Hirnstromkurven des EEG werden in der Regel über 2 Elektroden abgeleitet, die auf der Kopfhaut angebracht werde
  • monopolare Ableitung
  • bipolare Ableitung
  • Das EEG spiegelt die Summe aller elektrischen Ereignisse im Kopf wider, dazu gehören auch elektrische Signale von Haut, Muskeln, Blut und Augen. Der Zweck des EEGs kann deshalb nicht darin bestehen, ein klares Bild der neuronalen Aktivität zu liefern. Se
  • Weil die Amplitude von EEG-Signalen mit zunehmender Entfernung von der Quelle abnimmt, kann man durch einen Vergleich von Signalen, die an verschiedenen Orten abgeleitet werden, den Ursprung der Wellen bestimmen. Dann wird ein EEG von mehreren Stellen si
  • In vielen Fällen interessieren die EEG-Wellen, die mit bestimmten Ereignissen einhergehen. Die ein Ereignis begleitenden Wellen werden als ereigniskorrelierte Potentiale (EKPs) bezeichnet. Ein häufig untersuchter Typ ist das evozierte Potential, d.h. die
  • Muskelspannung
  • Augenbewegung
  • Invasive (eindringende) physiologische und pharmakologische Untersuchungsmethoden
  • Stereotaktische Chirurgie
  • Elektrische Stimulation
  • Invasive Ableitungsmethoden
  • Arten der Applikation (Verabreichung)
  • Selektive chemische Läsionen
  • Teil 2
  • Neuropsychologische Testverfahren
  • Tests für allgemeine Intelligenz
  • Verhaltensbiologische Methoden in den kognitiven Neurowissenschaften
  • Ein methodischer Ansatz, der zur Erforschung eines bestimmten Verhaltensphänomens entwickelt wurde, wird allgemein als Verhaltensparadigma bezeichnet. Jedes Verhaltensparadigma umfasst eine Methode zur Erzeugung des zu untersuchenden Verhaltensphänomens
  • Paradigmen für die Bewertung von artspezifischen Verhaltensweisen
  • Licht und Netzhautbild
  • Die Umwandlung von Licht in neuronale Signale
  • Stäbchen- und Zapfensehen
  • Augenbewegungen
  • Die Umwandlung von Licht in neuronale Signale
  • Von der Retina zum primär visuellen Cortex IV-Schicht!!!!!!!!!!!!!!
  • Retinotope Organisation
  • Die M- und P-Bahnen
  • Die Wahrnehmung von Kanten
  • Laterale Inhibition und Kontrastverstärkung
  • Die rezeptiven Felder visueller Neurone
  • On- und Off-Zentrum-Neurone
  • Einfache und komplexe Zellen des visuellen Cortex
  • Die Organisation des primären visuellen Cortex in Säulen
  • Die Ortsfrequenztheorie
  • Dreifarben- und Gegenfarbentheorie
  • Farbkonstanz und die Retinex-Theorie
  • Kapitel 9
  • Die 3 Grundprinzipien nach denen das sensomotorische System funktioniert
  • Funktionsmodell des sensomotorischen Systems
  • Lernen verändert die sensomotorische Kontrolle
  • Der sensomotorische Assoziationscortex
  • Der sekundäre motorische Cortex
  • Der primäre motorische Cortex
  • Sensomotorische Schaltkreise im Rückenmark
  • Zusammenfassung
  • Zentrale sensomotorische Programme
  • Kapitel 11
  • Axonales Wachstum und Synapsenbildung
  • Die Rolle von sekundären Botenstoffen und strukturellen Veränderungen
  • Langzeitpotenzierung im Säugerhippocampus
  • Beziehung von LTP zu Lernen und Gedächtnis
  • Induktion der LTP
  • Aufrechterhaltung und Expression der LTP
  • Kapitel 16 – Lateralisierung, Sprache und Split-Brain
  • Aphasie, Apraxie und linkshemisphärische Hirnschädigung
  • Tests zur Sprachlateralisierung
  • Sprachlateralisierung und Händigkeit
  • Geschlechterunterschiede bei Lateralisierung(=
  • Kommissurotomie bei Epileptikern
  • Belege für das getrennte Funktionieren der Hhn von S-B-Patienten
  • Cross-cuing
  • Die Z-Linse
  • Hhunterschiede bei Gedächtnisleistungen
  • Statistische vs. Alles-oder-Nichts-Unterschiede der Hhn
  • Neuroanatomische Asymmetrien
  • Theorie zur cerebralen Asymmetrie
  • Das WGM
  • Die Auswirkungen von Hirnschädigungen auf sprachbezogene Fähigkeiten
  • Operative Entfernung corticalem Gewebes
  • Hirnschädigung durch Unfall oder Krankheit
  • Computertomografische und kernspintomografische Untersuchung aphasischer Patienten
  • Die corticale Lok. der Sprache
  • Das ZPM
  • Eine PET-Studie zu Hören und Sehen einfacher Wörter
  • Eine fMRT-Studie zum Lesen

Vorschau

Skript Pinel Weder die Autoren/innen, noch die Fachschaft Psychologie übernimmt irgendwelche Verantwortung für dieses Skript. Das Skript soll nicht die Lektüre der Prüfungsliteratur ersetzen. Verbesserungen und Korrekturen bitte an fs-psycho@uni-koeln.de mailen. Die Fachschaft dankt den AutorInnen im Namen aller Studierenden!

Skript Pinel 1. Auflage

Kapitel 1-17

Bearbeitet von: Nina Simons Denise Pissulla-Wälti Jacqueline Neumann

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Skript Pinel Kapitel 1: Biopsychologie als Neurowissenschaft

Menschliches Gehirn: ca. 1,3 kg; enthält ein komplexes Netzwerk von Neuronen ( ellen des Nervensystems, die elektrochemische Signale empfangen und weiterleiten). Die Neurowissenschaften umfassen mehrere miteinander verwandte Disziplinen: • Neuroanatomie: Wissenschaft vom Aufbau des Nervensystems, Erforschung der Struktur des NS, einschließlich Gehirn. • Neurochemie: Erforschung der chemischen Grundlagen neuronaler Aktivität in Gehirn und Nervensystem, insbesondere Reizweiterleitung und Signalübertragung zwischen Neuronen. • Neuroendokrinologie: Erforschung der Wechselwirkungen zwischen Nervensystem und endokrinem System • Neuropathologie: Erforschung von krankhaftem Veränderungen, Störungen des Nervensystems • Neuropharmakologie: Erforschung der Wirkungen von psychoaktiven und anderen pharmakologisch wirksamen Substanzen auf die neuronale Aktivität, insbesondere der Stoffe, die die neuronale Signalübertragung beeinflussen. • Neurophysiologie: Erforschung der Prozesse und Reaktionen des Nervensystems, insbesondere bei der Übermittlung elektrischer Signale innerhalb und zwischen Neuronen. • Biopsychologie: beschäftigt sich mit der Biologie des Verhaltens, Studium der usammenhänge zwischen biologischen Prozessen und Verhalten.. Eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Biopsychologie hat die Veröffentlichung des Buches Organization of Behavior von D.O. Hebb 1949 gespielt. Es enthielt die erste umfassende Theorie darüber, wie komplexe psychologische Phänomene (Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle) durch Hirnaktivitäten hervorgerufen werden können. Hebbs eklektischer Ansatz half die damals vorherrschende Annahme zu überwinden, dass die psychologischen Funktionen zu komplex seinen, um sie auf Physiologie und Chemie des Gehirns zurückführen zu können. 1. Kennzeichnende Forschung der Biopsychologie 1.1. Versuchspersonen und Versuchstiere • Vorteile von Versuchspersonen: 1. sie können Anweisungen befolgen; 2. von ihren subjektiven Erfahrungen berichten; 3. sind vielfach billiger als Versuchstiere (hohe Unterhaltskosten für ein Tierlabor); 4. größter Vorteil Untersuchungen am menschlichen Gehirn • Warum Versuchstiere, wenn Schlüsse auf das menschliche Gehirn gezogen werden sollen? Die Unterschiede zwischen den Gehirnen verwandter Arten sind in vieler Hinsicht eher quantitativer als qualitativer Natur. Alle Gehirne bestehen aus Neuronen und unterscheiden sich bei verwandten Arten in ihrem strukturellen Aufbau nur wenig. Das menschliche Gehirn unterscheidet sich von den Gehirnen anderer Säuger im wesentlichen nur durch seine Größe und die Entwicklungsstufe des Großhirns. Vorteile von Versuchstieren (Ratten, Mäuse, Katzen, Hunde und Affen): 1. Gehirn und Verhalten sind einfacher strukturiert als beim Menschen, deshalb lassen sich Grundprinzipien der Wechselwirkungen zwischen Hirn und Verhalten häufig leichter entschlüsseln. 2. Aus dem vergleichenden Ansatz (Vergleich von biologischen Prozessen bei verschiedenen Arten) ergeben sich viele Einsichten; (Beispiel: Vergleich von Verhalten von Arten mit hochentwickelter und solchen mit weniger hoch entwickelter Großhirnrinde läßt auf Erkenntnisse über die Funktion der Großhirnrinde zu.) 3. An Labortieren ist Forschung möglich, die aus ethischen Gründen beim Menschen nicht möglich ist.

1.2. Experimentelle und nichtexperimentelle Untersuchung • Experimente: Methode zur Feststellung einer Ursache-Wirkungsbeziehung. wei oder mehr Testbedingungen werden festgelegt und eine Gruppe von Versuchsobjekten an je einer Versuchsbedingung getestet (Intergruppenplan); bzw. dieselbe Versuchsgruppe unter


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allen Versuchsbedingungen beobachtet (Intragruppenplan). wischen den Versuchsbedingungen gibt es nur einen entscheidenden Unterschied unabhängige Variable. Die Variable, die gemessen wird um den Einfluß der UV zu ermitteln abhängige Variable. Gäbe es mehr als nur einen Unterschied zwischen den Versuchsbedingungen, der auf die AV auswirken könnte, wäre nicht zweifelsfrei zu entscheiden, ob die UV oder ein unbeabsichtigter Unterschied konfundierende Variable auf die AV einwirkt. Es ist schwierig alle potentiellen Quellen für konfundierende Variablen sorgfältig zu kontrollieren. Beispiel für den Ausschluss von konfundierenden Variablen: Lester und Gorzalka (1985) Nachweis des Coolidge-Effekts beim weiblichen Geschlecht (Coolidge-Effekt: Wenn Männchen, die unfähig zur Kopulation mit einem bestimmten Geschlechtspartner sind, mit einem neuen Geschlechtspartner wieder zu kopulieren beginnen.) Die Schwierigkeit des Nachweises des Coolidge-Effekts bei weiblichen Hamstern liegt darin, dass die Männchen bei den meisten Säugern schneller sexuell ermüden als die Weibchen. Dieser Faktor konfundiert vermutlich den beim Coolidge-Effekt beobachteten Geschlechtsunterschied. Wenn ein Weibchen während der Kopulation einen neuen Geschlechtspartner bekommt, könnte eine gesteigerte Paarungsbereitschaft dieses Weibchens ein echter C-Effekt sein, oder eine Reaktion dieses Weibchens auf den gesteigerten Elan des neuen Männchens. Verfahren zur Kontrolle dieser konfundierenden Variable: Versuchsweibchen und vertrautes Männchen; neues Männchen und anderes Weibchen kopulieren zur gleichen eit. Das Weibchen kopuliert mit einem dritten Männchen, während die anderen beiden Männchen eine Ruhepause haben. Dann wird das Weibchen entweder mit dem vertrauten oder mit dem neuen Männchen gepaart. Als AV dient die eit der Lordose (Paarungsbereitschaft, angezeigt durch Haltung mit durchgedrücktem Rücken, angehobenem Hinterteil und abgewinkeltem Schwanz). Ergebnis: Die Weibchen reagieren lebhafter auf die neuen als auf die vertrauten Männchen, obwohl beide Männchen gleichermaßen erschöpft waren und die Weibchen mit gleicher Energie bestiegen. • Nichtexperimentelle Untersuchungen Quasiexperimentelle Untersuchungen: Beobachtungen an Versuchsgruppen, die bestimmten Bedingungen in einer Umwelt außerhalb des Labors ausgesetzt sind potentiell konfundierende Variablen können nicht kontrolliert werden (z.B. uordnung zu einer Versuchsgruppe erfolgt nicht per ufall). Physische oder ethische Hindernisse können Untersuchungen mit sorgfältig kontrollierten Bedingungen verhindern. Beispiel: Vergleich von entgifteten Alkoholikern mit Abstinenzlern. Die Alkoholikergruppe schnitt bei verschiedenen Tests in ihren motorischen, perzeptiven und kognitiven Fähigkeiten schlechter ab und Aufnahmen mit Brain-Imaging-Techniken zeigten ausgedehnte Gehirnschädigungen. Da die Vpn ihre Gruppenzugehörigkeit dadurch selbst bestimmten ob sie Alkoholiker waren oder nicht, hat der Forscher keine Kontrolle darüber, ob Alkoholkonsum die einzige Variable war, in der sich die Versuchsgruppen unterschieden. Es gibt eine Reihe weiterer zu erwartender Unterschiede zwischen den Gruppen, die für die neuroanatomischen und intellektuellen Unterschiede verantwortlich sein könnten: Alkoholiker sind im Durchschnitt schlechter ausgebildet; erleiden häufiger Kopfverletzungen; konsumieren häufiger andere Drogen oder Psychopharmaka und ernähren sich schlechter. Quasiexperimentelle Untersuchungen zeigen nur, dass bestimmte Effekte auftreten, nicht warum. Fallstudien: Untersuchungen, die sich auf einen einzelnen Fall oder ein einzelnes Versuchsobjekt konzentrieren. Sind häufig Quelle, um nachprüfbare Hypothesen aufstellen zu können. Problem: eingeschränkte Generalisierbarkeit (Ausmaß, in dem sich Ergebnisse einer Untersuchung für andere Individuen oder Situationen verallgemeinern lassen. 1.3. Grundlagenforschung und angewandte Forschung Motivation der Grundlagenforschung: Neugier des Forschers Motivation der angewandten Forschung: auf einen direkten Nutzen für den Menschen ausgerichtet. Viele Forschungsprojekte vereinigen Elemente beider Ansätze. 2. Die fünf Teilgebiete der Biopsychologie